„ICH BIN LIEBER FREI“
Ein klassisches Szenario: Du hast jemanden kennengelernt und bist sofort geflasht. Ihr habt dieselben Interessen, teilt die entscheidenden Werte, könnt ausgelassen miteinander lachen und seid seit Jahren treue Fans von ein und derselben Band. Traumpartner:in gefunden? Fast. Wenn da nicht dieser eine Haken wäre: Er oder sie will keine feste Beziehung. Wenn man selbst keine Erfahrung mit Poly-Beziehungen hat (und vielleicht auch nicht haben will), kann einem das Gefühl der völligen Ungewissheit darüber, in welche Richtung sich ein romantisches Verhältnis entwickelt, ganz schön Angst machen. Loslassen möchte man diese eine Person aber dennoch nicht. Schließlich flattern die Schmetterlinge im eigenen Bauch von Treffen zu Treffen immer heftiger. Was am besten tun, in so einer Situation? Kann man lernen damit umzugehen? Und gibt es wirklich Menschen, die mit so einer Beziehung glücklich sind?
„Ich bin lieber frei“
Ein klassisches Szenario: Du hast jemanden kennengelernt und bist sofort geflasht. Ihr habt dieselben Interessen, teilt die entscheidenden Werte, könnt ausgelassen miteinander lachen und seid seit Jahren treue Fans von ein und derselben Band. Traumpartner:in gefunden? Fast. Wenn da nicht dieser eine Haken wäre: Er oder sie will keine feste Beziehung. Wenn man selbst keine Erfahrung mit Poly-Beziehungen hat (und vielleicht auch nicht haben will), kann einem das Gefühl der völligen Ungewissheit darüber, in welche Richtung sich ein romantisches Verhältnis entwickelt, ganz schön Angst machen. Loslassen möchte man diese eine Person aber dennoch nicht. Schließlich flattern die Schmetterlinge im eigenen Bauch von Treffen zu Treffen immer heftiger. Was am besten tun, in so einer Situation? Kann man lernen damit umzugehen? Und gibt es wirklich Menschen, die mit so einer Beziehung glücklich sind?
Haben Polyamorie-Fans Angst vor Liebeskummer?
Weder Max noch Jakob haben schon einmal in einer polyamoren Beziehung gelebt. Mehr als die Erzählungen seines Vaters, der in einer Beziehung mit drei Frauen ist, kann Jakob also nicht aus seinem Erfahrungsschatz kramen. Dennoch ist er sich sicher: Polyamorie muss nicht immer, kann aber auf jeden Fall auf Beziehungsangst hindeuten. Auch Jakobs Vater hat sich erst der polyamoren Liebe hingegeben, nachdem er eine sehr schmerzhafte Beziehungserfahrung gemacht hat. Denn wenn man sich emotional nicht mehr ganz tief auf jemanden einlässt, schützt man sich selbst davor, womöglich tief von der Person verletzt zu werden.
Schmerzliche Beziehungserfahrungen – der Nährboden für Bindungsangst
Je weniger emotionale Bindung, desto geringer das Risiko auf Schmerz und Liebeskummer. Ein Deal, der Menschen, die schon einiges in Beziehungen durchmachen mussten, oft als der beste und vor allem sicherste Weg erscheint. Dabei muss es sich übrigens noch nicht mal um unschöne Beziehungen mit der letzten Liebe handeln. Auch schmerzliche und unsichere Beziehungserfahrungen mit den Eltern, Geschwistern oder Freunden können zu einem bindungsängstlichen Beziehungsverhalten führen. Wenn dein Tinder-Date dir also bereits nach dem ersten Treffen sagt, dass Monogamie und die Aufgabe der eigenen Freiheit nicht zur Debatte stehen, kann es gut sein, dass er oder sie einfach keinen Bock hat, sich verletzen zu lassen.
Muss man Monogamie ausprobiert haben?
Tiefe Beziehungen sind immer ein Risiko – das aber jeder mindestens einmal im Leben eingehen sollte, findet Jakob. Schließlich sollte man zumindest wissen, wie es ist, exklusiv zu leben. Max hält das für eine gewagte These, die er nicht im Handbuch der Liebe festschreiben würde, ohne sie zumindest zu hinterfragen. Auch wenn er selbst mehr als glücklich mit seiner monogamen Beziehung ist – wer sagt, dass Monogamie die wünschenswerte Norm ist? Man könne genauso andersrum sagen, jeder Mensch muss sich einmal in seinem Leben an der Polyamorie probieren, um zu wissen, was ihn erfüllt. Ihr merkt: Kontroverses Thema.
Wieso man immer will, was man nicht haben kann
Die meisten unter uns haben es schon mal erlebt: Gerade wenn man jemanden nicht haben kann, entsteht eine besonders große Anziehung. Ein Ablauf, der sogar biologisch zu erklären ist. In unserem Gehirn gibt es nämlich einen Mechanismus, der dafür sorgt, dass vermehrt Dopamin ausgestoßen wird, wenn sich etwas in greifbarer Nähe zu uns befindet und wir es dennoch nicht haben können. Wie die Schüssel mit Süßigkeiten im Büro, die dich besonders anlacht, wenn du dir gerade vorgenommen hast, einen Monat auf Zucker zu verzichten. Oder das süße Tinder-Date, das zwar gerne Zeit mit dir verbringt – aber eine feste Beziehung mit dir eingehen? Niemals. Der Spruch „Man will immer das, was man nicht haben kann“ kommt also nicht von ungefähr.
Auch dass das Sexleben in einer solchen Konstellation als noch intensiver und berauschender erlebt wird, ist kein Zufall. Denn aus evolutionärer Perspektive ist Sex unter anderem dafür da, sich partnerschaftlich zu binden. Daher könnte es sein, dass schlichtweg die durch die Unerreichbarkeit freigesetzten Hormone der Grund für deine Verknalltheit sind. Denn manchmal ist man weniger in den Menschen an sich und mehr in seine Nicht-Verfügbarkeit verliebt.
Überangepasstheit
Der attraktivste Gegenpart für Beziehungsängstliche
Wenn sich die Männer oder Frauen, in die du dich unglücklich verliebst, häufen, könnte es sein, dass du selbst ein Thema mit Beziehungsangst hast. Klingt erstmal widersprüchlich, ist aber bei näherer Betrachtung absolut schlüssig. Einige Menschen, die selbst Angst davor haben, sich vollständig zu offenbaren und ihr Leben mit jemandem zu teilen, verlieben sich unbewusst immer in Leute, mit denen es niemals zu einer festen Beziehung kommen wird. Denn wenn der oder die andere sich nicht binden will, geraten sie auch selbst nie in die Situation, sich tatsächlich öffnen zu müssen.
Menschen, die hingegen nicht diesem Bindungstyp entsprechen, finden Personen, die nicht wissen, was sie wollen, meist gar nicht anziehend. Gerät so ein Mensch an ein bindungsängstliches Date, ist es sehr unwahrscheinlich, dass er sich überhaupt in den Polyamorie-Fan verliebt. (Vorausgesetzt, der- oder diejenige wünscht sich eine monogame Beziehung.)
Ziehen sich Gegensätze an?
Das Verzwickte an der Sache ist, dass zwischen beziehungsängstlichen und überangepassten Menschen oft eine enorme Anziehung herrscht. Und das trotz, beziehungsweise gerade wegen der Unterschiede und der daraus resultierenden ständigen Reibung. Ganz à la „Gegensätze ziehen sich an.“ Denn Gegensätze bedeuten in diesem Fall Herausforderung und Herausforderung ist spannend. Die Spannung sorgt dann für Anziehung und Erotik, ein bunter Cocktail an Hormonen – ihr kennt das Prinzip.
Polyamorie auf Probe
Bindungängstlichkeit hin oder her, es spricht natürlich nichts dagegen, Polyamorie einmal für sich auszuprobieren. Ganz im Gegenteil. Jedoch nur, wenn du auch wirklich das Bedürfnis dazu hast. Sich widerwillig auf nicht-exklusive Arrangements einzulassen, einfach um die Person nicht komplett zu verlieren, ist nämlich eine sehr schlechte Idee. Wenn du überlegst, für deine neue Flamme auf den Polyamorie-Zug aufzuspringen, solltest du dich also unbedingt fragen: „Will ich das polyamore Leben wirklich ausprobieren? Oder mache ich das gerade nur, um ihn/sie zu halten?“ Ertappst du dich dabei, dass insgeheim die Hoffnung mitschwingt, dein Gegenüber nach ausreichender Überzeugungsarbeit doch noch auf die monogame Seite zu ziehen, dann lass lieber die Finger davon.
Exklusiv oder Poly, keines der beiden Beziehungsmodelle ist per se gut oder schlecht. Aber eine goldene Regel, an die Max und Jakob immer wieder erinnern, sollte tatsächlich im Handbuch für Liebe festgeschrieben werden: Verbiege dich niemals gänzlich für deinen Partner oder deine Partnerin und bleib immer bei dir selbst.
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„Ich bin lieber frei“
Ein klassisches Szenario: Du hast jemanden kennengelernt und bist sofort geflasht. Ihr habt dieselben Interessen, teilt die entscheidenden Werte, könnt ausgelassen miteinander lachen und seid seit Jahren treue Fans von ein und derselben Band. Traumpartner:in gefunden? Fast. Wenn da nicht dieser eine Haken wäre: Er oder sie will keine feste Beziehung. Wenn man selbst keine Erfahrung mit Poly-Beziehungen hat (und vielleicht auch nicht haben will), kann einem das Gefühl der völligen Ungewissheit darüber, in welche Richtung sich ein romantisches Verhältnis entwickelt, ganz schön Angst machen. Loslassen möchte man diese eine Person aber dennoch nicht. Schließlich flattern die Schmetterlinge im eigenen Bauch von Treffen zu Treffen immer heftiger. Was am besten tun, in so einer Situation? Kann man lernen damit umzugehen? Und gibt es wirklich Menschen, die mit so einer Beziehung glücklich sind?
Haben Polyamorie-Fans Angst vor Liebeskummer?
Weder Max noch Jakob haben schon einmal in einer polyamoren Beziehung gelebt. Mehr als die Erzählungen seines Vaters, der in einer Beziehung mit drei Frauen ist, kann Jakob also nicht aus seinem Erfahrungsschatz kramen. Dennoch ist er sich sicher: Polyamorie muss nicht immer, kann aber auf jeden Fall auf Beziehungsangst hindeuten. Auch Jakobs Vater hat sich erst der polyamoren Liebe hingegeben, nachdem er eine sehr schmerzhafte Beziehungserfahrung gemacht hat. Denn wenn man sich emotional nicht mehr ganz tief auf jemanden einlässt, schützt man sich selbst davor, womöglich tief von der Person verletzt zu werden.
Schmerzliche Beziehungserfahrungen – der Nährboden für Bindungsangst
Je weniger emotionale Bindung, desto geringer das Risiko auf Schmerz und Liebeskummer. Ein Deal, der Menschen, die schon einiges in Beziehungen durchmachen mussten, oft als der beste und vor allem sicherste Weg erscheint. Dabei muss es sich übrigens noch nicht mal um unschöne Beziehungen mit der letzten Liebe handeln. Auch schmerzliche und unsichere Beziehungserfahrungen mit den Eltern, Geschwistern oder Freunden können zu einem bindungsängstlichen Beziehungsverhalten führen. Wenn dein Tinder-Date dir also bereits nach dem ersten Treffen sagt, dass Monogamie und die Aufgabe der eigenen Freiheit nicht zur Debatte stehen, kann es gut sein, dass er oder sie einfach keinen Bock hat, sich verletzen zu lassen.
Muss man Monogamie ausprobiert haben?
Tiefe Beziehungen sind immer ein Risiko – das aber jeder mindestens einmal im Leben eingehen sollte, findet Jakob. Schließlich sollte man zumindest wissen, wie es ist, exklusiv zu leben. Max hält das für eine gewagte These, die er nicht im Handbuch der Liebe festschreiben würde, ohne sie zumindest zu hinterfragen. Auch wenn er selbst mehr als glücklich mit seiner monogamen Beziehung ist – wer sagt, dass Monogamie die wünschenswerte Norm ist? Man könne genauso andersrum sagen, jeder Mensch muss sich einmal in seinem Leben an der Polyamorie probieren, um zu wissen, was ihn erfüllt. Ihr merkt: Kontroverses Thema.
Wieso man immer will, was man nicht haben kann
Die meisten unter uns haben es schon mal erlebt: Gerade wenn man jemanden nicht haben kann, entsteht eine besonders große Anziehung. Ein Ablauf, der sogar biologisch zu erklären ist. In unserem Gehirn gibt es nämlich einen Mechanismus, der dafür sorgt, dass vermehrt Dopamin ausgestoßen wird, wenn sich etwas in greifbarer Nähe zu uns befindet und wir es dennoch nicht haben können. Wie die Schüssel mit Süßigkeiten im Büro, die dich besonders anlacht, wenn du dir gerade vorgenommen hast, einen Monat auf Zucker zu verzichten. Oder das süße Tinder-Date, das zwar gerne Zeit mit dir verbringt – aber eine feste Beziehung mit dir eingehen? Niemals. Der Spruch „Man will immer das, was man nicht haben kann“ kommt also nicht von ungefähr.
Auch dass das Sexleben in einer solchen Konstellation als noch intensiver und berauschender erlebt wird, ist kein Zufall. Denn aus evolutionärer Perspektive ist Sex unter anderem dafür da, sich partnerschaftlich zu binden. Daher könnte es sein, dass schlichtweg die durch die Unerreichbarkeit freigesetzten Hormone der Grund für deine Verknalltheit sind. Denn manchmal ist man weniger in den Menschen an sich und mehr in seine Nicht-Verfügbarkeit verliebt.
Überangepasstheit – Der attraktivste Gegenpart für Beziehungsängstliche
Wenn sich die Männer oder Frauen, in die du dich unglücklich verliebst, häufen, könnte es sein, dass du selbst ein Thema mit Beziehungsangst hast. Klingt erstmal widersprüchlich, ist aber bei näherer Betrachtung absolut schlüssig. Einige Menschen, die selbst Angst davor haben, sich vollständig zu offenbaren und ihr Leben mit jemandem zu teilen, verlieben sich unbewusst immer in Leute, mit denen es niemals zu einer festen Beziehung kommen wird. Denn wenn der oder die andere sich nicht binden will, geraten sie auch selbst nie in die Situation, sich tatsächlich öffnen zu müssen.
Menschen, die hingegen nicht diesem Bindungstyp entsprechen, finden Personen, die nicht wissen, was sie wollen, meist gar nicht anziehend. Gerät so ein Mensch an ein bindungsängstliches Date, ist es sehr unwahrscheinlich, dass er sich überhaupt in den Polyamorie-Fan verliebt. (Vorausgesetzt, der- oder diejenige wünscht sich eine monogame Beziehung.)
Ziehen sich Gegensätze an?
Das Verzwickte an der Sache ist, dass zwischen beziehungsängstlichen und überangepassten Menschen oft eine enorme Anziehung herrscht. Und das trotz, beziehungsweise gerade wegen der Unterschiede und der daraus resultierenden ständigen Reibung. Ganz à la „Gegensätze ziehen sich an.“ Denn Gegensätze bedeuten in diesem Fall Herausforderung und Herausforderung ist spannend. Die Spannung sorgt dann für Anziehung und Erotik, ein bunter Cocktail an Hormonen – ihr kennt das Prinzip.
Polyamorie Auf Probe
Bindungängstlichkeit hin oder her, es spricht natürlich nichts dagegen, Polyamorie einmal für sich auszuprobieren. Ganz im Gegenteil. Jedoch nur, wenn du auch wirklich das Bedürfnis dazu hast. Sich widerwillig auf nicht-exklusive Arrangements einzulassen, einfach um die Person nicht komplett zu verlieren, ist nämlich eine sehr schlechte Idee. Wenn du überlegst, für deine neue Flamme auf den Polyamorie-Zug aufzuspringen, solltest du dich also unbedingt fragen: „Will ich das polyamore Leben wirklich ausprobieren? Oder mache ich das gerade nur, um ihn/sie zu halten?“ Ertappst du dich dabei, dass insgeheim die Hoffnung mitschwingt, dein Gegenüber nach ausreichender Überzeugungsarbeit doch noch auf die monogame Seite zu ziehen, dann lass lieber die Finger davon.
Exklusiv oder Poly, keines der beiden Beziehungsmodelle ist per se gut oder schlecht. Aber eine goldene Regel, an die Max und Jakob immer wieder erinnern, sollte tatsächlich im Handbuch für Liebe festgeschrieben werden: Verbiege dich niemals gänzlich für deinen Partner oder deine Partnerin und bleib immer bei dir selbst.
Haben Polyamorie-Fans Angst vor Liebeskummer?
Weder Max noch Jakob haben schon einmal in einer polyamoren Beziehung gelebt. Mehr als die Erzählungen seines Vaters, der in einer Beziehung mit drei Frauen ist, kann Jakob also nicht aus seinem Erfahrungsschatz kramen. Dennoch ist er sich sicher: Polyamorie muss nicht immer, kann aber auf jeden Fall auf Beziehungsangst hindeuten. Auch Jakobs Vater hat sich erst der polyamoren Liebe hingegeben, nachdem er eine sehr schmerzhafte Beziehungserfahrung gemacht hat. Denn wenn man sich emotional nicht mehr ganz tief auf jemanden einlässt, schützt man sich selbst davor, womöglich tief von der Person verletzt zu werden.
Schmerzliche Beziehungserfahrungen – der Nährboden für Bindungsangst
Je weniger emotionale Bindung, desto geringer das Risiko auf Schmerz und Liebeskummer. Ein Deal, der Menschen, die schon einiges in Beziehungen durchmachen mussten, oft als der beste und vor allem sicherste Weg erscheint. Dabei muss es sich übrigens noch nicht mal um unschöne Beziehungen mit der letzten Liebe handeln. Auch schmerzliche und unsichere Beziehungserfahrungen mit den Eltern, Geschwistern oder Freunden können zu einem bindungsängstlichen Beziehungsverhalten führen. Wenn dein Tinder-Date dir also bereits nach dem ersten Treffen sagt, dass Monogamie und die Aufgabe der eigenen Freiheit nicht zur Debatte stehen, kann es gut sein, dass er oder sie einfach keinen Bock hat, sich verletzen zu lassen.
Muss man Monogamie ausprobiert haben?
Tiefe Beziehungen sind immer ein Risiko – das aber jeder mindestens einmal im Leben eingehen sollte, findet Jakob. Schließlich sollte man zumindest wissen, wie es ist, exklusiv zu leben. Max hält das für eine gewagte These, die er nicht im Handbuch der Liebe festschreiben würde, ohne sie zumindest zu hinterfragen. Auch wenn er selbst mehr als glücklich mit seiner monogamen Beziehung ist – wer sagt, dass Monogamie die wünschenswerte Norm ist? Man könne genauso andersrum sagen, jeder Mensch muss sich einmal in seinem Leben an der Polyamorie probieren, um zu wissen, was ihn erfüllt. Ihr merkt: Kontroverses Thema.
Wieso man immer will, was man nicht haben kann
Die meisten unter uns haben es schon mal erlebt: Gerade wenn man jemanden nicht haben kann, entsteht eine besonders große Anziehung. Ein Ablauf, der sogar biologisch zu erklären ist. In unserem Gehirn gibt es nämlich einen Mechanismus, der dafür sorgt, dass vermehrt Dopamin ausgestoßen wird, wenn sich etwas in greifbarer Nähe zu uns befindet und wir es dennoch nicht haben können. Wie die Schüssel mit Süßigkeiten im Büro, die dich besonders anlacht, wenn du dir gerade vorgenommen hast, einen Monat auf Zucker zu verzichten. Oder das süße Tinder-Date, das zwar gerne Zeit mit dir verbringt – aber eine feste Beziehung mit dir eingehen? Niemals. Der Spruch „Man will immer das, was man nicht haben kann“ kommt also nicht von ungefähr.
Auch dass das Sexleben in einer solchen Konstellation als noch intensiver und berauschender erlebt wird, ist kein Zufall. Denn aus evolutionärer Perspektive ist Sex unter anderem dafür da, sich partnerschaftlich zu binden. Daher könnte es sein, dass schlichtweg die durch die Unerreichbarkeit freigesetzten Hormone der Grund für deine Verknalltheit sind. Denn manchmal ist man weniger in den Menschen an sich und mehr in seine Nicht-Verfügbarkeit verliebt.
Überangepasstheit – Der attraktivste Gegenpart für Beziehungsängstliche
Wenn sich die Männer oder Frauen, in die du dich unglücklich verliebst, häufen, könnte es sein, dass du selbst ein Thema mit Beziehungsangst hast. Klingt erstmal widersprüchlich, ist aber bei näherer Betrachtung absolut schlüssig. Einige Menschen, die selbst Angst davor haben, sich vollständig zu offenbaren und ihr Leben mit jemandem zu teilen, verlieben sich unbewusst immer in Leute, mit denen es niemals zu einer festen Beziehung kommen wird. Denn wenn der oder die andere sich nicht binden will, geraten sie auch selbst nie in die Situation, sich tatsächlich öffnen zu müssen.
Menschen, die hingegen nicht diesem Bindungstyp entsprechen, finden Personen, die nicht wissen, was sie wollen, meist gar nicht anziehend. Gerät so ein Mensch an ein bindungsängstliches Date, ist es sehr unwahrscheinlich, dass er sich überhaupt in den Polyamorie-Fan verliebt. (Vorausgesetzt, der- oder diejenige wünscht sich eine monogame Beziehung.)
Ziehen sich Gegensätze an?
Das Verzwickte an der Sache ist, dass zwischen beziehungsängstlichen und überangepassten Menschen oft eine enorme Anziehung herrscht. Und das trotz, beziehungsweise gerade wegen der Unterschiede und der daraus resultierenden ständigen Reibung. Ganz à la „Gegensätze ziehen sich an.“ Denn Gegensätze bedeuten in diesem Fall Herausforderung und Herausforderung ist spannend. Die Spannung sorgt dann für Anziehung und Erotik, ein bunter Cocktail an Hormonen – ihr kennt das Prinzip.
Polyamorie auf Probe?
Bindungängstlichkeit hin oder her, es spricht natürlich nichts dagegen, Polyamorie einmal für sich auszuprobieren. Ganz im Gegenteil. Jedoch nur, wenn du auch wirklich das Bedürfnis dazu hast. Sich widerwillig auf nicht-exklusive Arrangements einzulassen, einfach um die Person nicht komplett zu verlieren, ist nämlich eine sehr schlechte Idee. Wenn du überlegst, für deine neue Flamme auf den Polyamorie-Zug aufzuspringen, solltest du dich also unbedingt fragen: „Will ich das polyamore Leben wirklich ausprobieren? Oder mache ich das gerade nur, um ihn/sie zu halten?“ Ertappst du dich dabei, dass insgeheim die Hoffnung mitschwingt, dein Gegenüber nach ausreichender Überzeugungsarbeit doch noch auf die monogame Seite zu ziehen, dann lass lieber die Finger davon.
Exklusiv oder Poly, keines der beiden Beziehungsmodelle ist per se gut oder schlecht. Aber eine goldene Regel, an die Max und Jakob immer wieder erinnern, sollte tatsächlich im Handbuch für Liebe festgeschrieben werden: Verbiege dich niemals gänzlich für deinen Partner oder deine Partnerin und bleib immer bei dir selbst.
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